Menschen in den Zieglerschen
april 2024

Lothar Stützle

bald im Ruhestand

Es ist zwar die Küche der Zieglerschen, aber es ist auch mein Kind, in dem mein Herzblut und meine Energie steckt.

Für Lothar Stützle, seit 12 Jahren Bereichsleiter Küche und Verpflegung der Zieglerschen, beginnt am 1. Mai mit dem Eintritt in den Ruhestand ein neuer Lebensabschnitt. Verbunden bleibt sein Name mit Bau und Betrieb der hochmodernen NEULAND Küche in Wilhelmsdorf, die 2015 eröffnet wurde. Ob Verpflegung für externe Kunden wie Schulen und Kindergärten oder tägliche Mahlzeiten für mehr als 60 Einrichtungen der Zieglerschen – auf den Teller kommen frische und qualitativ hochwertige Produkte. EU-Zulassung, Zertifikate der Deutschen Gesellschaft für Ernährung, Bio-Zertifizierung und zwei Löwen, verliehen von „Schmeckt den Süden AHV“ für Regionalität, unterstreichen den hohen Anspruch.

Im renommierten Hotel Kleber-Post in Bad Saulgau hat Lothar Stützle eine klassische Ausbildung zum Koch durchlaufen und das Handwerk von der Pike auf gelernt. „Die Lehre war zwar hart, aber ich möchte keinen Tag missen“, blickt er zurück. Dabei war dieser Beruf für Stützle eigentlich die zweite Wahl, wollte er doch Starkstromelektriker wie sein Vater werden. „Aber er war absolut dagegen, da er so viele schwere Unfälle miterlebt hat. Und so entschied ich mich für Koch.“

Nach der Bundeswehrzeit kam Stützle zurück in seinen Ausbildungsbetrieb. 1989 legte er die Meisterprüfung ab. Von der Position des Küchenchefs in einem Hotel über ein paar Jahre im Außendienst für eine Lebensmittelfirma bis zum Küchenchef in der Gemeinschaftsverpflegung einer großen Klinik führten seine beruflichen Stationen. „Als die anstehenden Projekte dort abgeschlossen waren, wurde mir langweilig und dann werde ich unerträglich“, schmunzelt er. Deshalb habe er sich eine neue Herausforderung gesucht. Er war schon über 50, als die Zieglerschen 2011 die Stelle des Bereichsleiters Küche und Verpflegung ausgeschrieben hatten. Aber mit dem Bau der neuen Zentralküche und täglich bis zu 4000 Mahlzeiten war das genau die richtige Herausforderung für den Küchenmeister.

„Ich bin immer wahnsinnig gern zum Arbeiten gegangen“, sagt Lothar Stützle, der Vorgesetzter von 110 Mitarbeitern war. Dabei waren eine hohe Arbeitsmoral und Qualitätsbewusstsein für ihn immer das A und O. Wichtig war ihm, selbst vorzuleben, was er von seinen Mitarbeitern verlangte. Nur noch selten stand er selbst am Herd. Die Bereiche innerhalb seiner Zuständigkeit sind in einem Industriebetrieb nicht anders: Einkauf, Produktion, Kommissionierung, Logistik und Kundenbetreuung. Aber genau das reizte ihn an seiner Arbeit.

„Ich organisiere und strukturiere extrem gern“, berichtet Stützle. Dabei sei er eigentlich ein fauler Mensch und wolle mit minimalem Aufwand das Maximale erreichen. So sah er in der Digitalisierung und Automatisierung, ohne die eine Küche dieser Größe nicht zu betreiben ist, viel mehr Chance denn als Nachteil. „So können wir uns viel besser um unser Kerngeschäft, nämlich das Kochen, kümmern.“ Ganz wichtig sei auf diesem Weg das Miteinbeziehen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gewesen. „Als die NEULAND Küche gebaut wurde, arbeiteten sie in vier Küchen, drei davon an einem Standort auf engstem Raum“, erinnert sich Stützle, der die Mitarbeiter laufend informierte und Besichtigungen der Baustelle organisierte.

Immer im Hinterkopf hatte Stützle, dass sich die Mitarbeitenden mit dem Betrieb und ihrer Arbeit identifizieren. „Ich bin zwar ein fordernder Chef, aber der Erfolg gibt mir recht“, so Stützles Selbsteinschätzung. Nun hofft er, dass nach der sechswöchigen Einarbeitung seines Nachfolgers in der NEULAND Küche alles in seinem Sinn weiterläuft. „Wir haben ein starkes Leitungsteam, sehr gute Köche mit einem hohen Qualitätsbewusstsein und einen hohen Anteil an Fachkräften“, beschreibt er sein Team.

Das Kochen, wie es Stützle in der Sterne-Küche des Hotels Kleber-Post gelernt hat, lebt er am heimischen Herd oder bei Küchenfesten aus. In den Ruhestand verabschiedet er sich mit einem lachenden und einem weinenden Auge. „Es ist zwar die Küche der Zieglerschen, aber es ist auch mein Kind, in dem mein Herzblut und meine Energie steckt.“ Nichtsdestotrotz freue er sich auf mehr Zeit mit seiner Familie, mit der er in Kanzach bei Bad Buchau lebt. Zu ihr gehören neben seiner Frau zwei erwachsene Söhne und ein Enkelkind. „Ich mache keine Weltreise, aber ich will das Leben genießen“, sagt er zu seinen Plänen. Er freue sich auf Ausflüge und Radtouren, seinen Garten und seine Bienen. „Die vergangenen 47 Jahre war ich immer verplant. Jetzt will ich es einfach laufen lassen.“

Text: Claudia Wörner


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